Bill Gates: Wie wir die Klimakatastrophe verhindern

Bill Gates ist den meisten vielleicht bekannt als der Gründer von Microsoft, dessen Betriebssystem Windows in nahezu jedem Haushalt und jedem Unternehmen präsent ist. Weniger bekannt ist, dass er den größten Teil seines Vermögens über die Bill & Melinda Gates Foundation für wohltätige Zwecke einsetzt und weiterhin einsetzen wird.

Seine Stiftungsarbeit hat sich von Beginn an dem Wohl der Menschen verschrieben und beachtliche Erfolge erzielt. Dabei wurde ihm bewusst, wie gefährlich die nahende Klimakatastrophe für alle Menschen und insbesondere für arme Menschen sein wird.

In seinem Buch beschreibt er für jedermann verständlich, wie wir gemeinsam eine Klimakatastrophe abwenden können. Er betrachtet das Problem aus allen Perspektiven und schlägt ganzheitliche Lösungen vor. Das Buch hat mir sehr dabei geholfen, die anstehenden Klima-Herausforderungen gesamthaft zu verstehen und weiterhin daran zu glauben, dass wir sie gemeinsam überwinden können.

Machen Sie sich selbst ein Bild anhand einiger ausgewählter Lektionen, die ich von Bill Gates gelernt habe.

Überblick

  • Zwei Zahlen, die jeder kennen sollte: Die Welt erzeugt 51 Milliarden Tonnen CO2e pro Jahr und unser Ziel ist die Netto 0.
  • CO2-Äquivalente: Es gibt noch schlimmere Treibhausgase als CO2. Diese kann man aber in CO2-Äquivalente (CO2e) umrechnen.
  • Schlimmer als Corona: COVID-19 und die spanische Grippe erhöhten die weltweite Sterblichkeit um etwa 14 Todesfälle pro 100.000 Menschen jährlich. Wenn wir nichts ändern, werden 2050 ebenfalls 14 pro 100.000 Menschen durch die Erderwärmung sterben (2100 sogar 75 pro 100.000).
  • Öl ist billiger als Cola: Öl war 2020 billiger als Cola oder andere Softdrinks. Deshalb ist es so schwierig, fossile Energieträger abzuschaffen – sie sind spottbillig.
  • Wie viele Treibhausgase werden weltweit durch welche Aktivitäten emittiert?
    • 31%: Industrieproduktion (Zement, Stahl, Kunststoffe)
    • 27%: Stromversorgung
    • 19%: Landwirtschaft (Anbau von Nutzpflanzen, Tierhaltung)
    • 16%: Transport und Verkehr (Flugzeuge, LKW, Schiffe)
    • 7%: Kühlen und Heizen
  • Ökozuschläge: Für fast alle Aktivitäten, die Treibhausgase produzieren, kann man die Mehrkosten (=Ökozuschläge) für die vergleichbare klimaneutrale Aktivität berechnen.
  • Wohlstand schaffen: Es genügt nicht, wenn die reichen Länder es schaffen, die Ökozuschläge zu bezahlen. Wir müssen sie auch für die ärmeren Länder reduzieren, damit diese ihren Wohlstand steigern können.

Stromerzeugung

  • Speicher: Zum Ausgleich der Schwankungen erneuerbarer Energiequellen werden wir mehr und billigere Speicher brauchen.
  • Verfügbare Kraftwerke: Speicher alleine genügen jedoch nicht. Wir brauchen auch Stromquellen, die jederzeit verfügbar sind.
  • Atomkraft: Es wäre unklug, die Atomkraft komplett zu ignorieren. Sie ist die einzige CO2-freie Stromquelle, die wir Tag und Nacht betreiben können. Natürlich braucht es neue Reaktortechnologien, die sicherer sind und weniger Müll produzieren. Aber es kommt nach einem Flugzeugabsturz normalerweise auch keiner auf die Idee, Flugzeuge komplett abzuschaffen. Stattdessen erhöht man ihre Sicherheit.
  • Todesfälle: Kohlekraftwerke führen zu 24,6 Todesfällen pro TWh erzeugter Energie. Atomkraftwerke nur zu 0,07.
  • CO2-Abscheidung: Wir können auch Kohlekraftwerke klimaneutral betreiben, indem wir das erzeugte CO2 aus den Abgasen herausfiltern und speichern.

Industrieproduktion

  • Zement: Es lässt sich aktuell nicht verhindern, dass wir pro Tonne hergestelltem Zement eine Tonne CO2 produzieren. Hier sollten weitere Forschungsgelder investiert werden.
  • Stahl: Wir produzieren Stahl, indem wir Eisenerz zusammen mit Koks einschmelzen. Aktuell lassen sich dabei CO2-Emissionen nicht verhindern. Auch hier müssen wir Innovationen vorantreiben.
  • Lösungen: Möglichst viele Prozesse elektrifizieren (mit sauberem Strom). Diverse Materialien sparsamer verwenden. Und die verbliebenen Emissionen mit CO2-Abscheidung auffangen.

Landwirtschaft

  • Methan und Distickstoffmonoxid (von Nutztieren und Dünger) sind für mehr als 70% der Emissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich.
  • Zuchterfolge: Vieh in Südamerika erzeugt fünfmal mehr Treibhausgase als vergleichbares Vieh in Nordamerika. Es wird sich lohnen, die Haltungsformen und Züchtungen anzupassen.
  • Entwaldung: Die restlichen 30% der Emissionen der Landwirtschaft kann man grob auf die Entwaldung zurückführen.
  • Bäume zu pflanzen wird überschätzt: Ein Baum bindet nur etwa 4 Tonnen CO2 über 40 Jahre. Und es hängt von sehr vielen Faktoren ab, ob diese Einsparung tatsächlich realisiert werden kann.

Transport und Verkehr

  • Nummer 1 in den USA: Während Transport und Verkehr nicht die größte Ursache für Emissionen weltweit sind, sind sie es zumindest in den USA und anderen entwickelten Staaten.
  • Wohlstand: Wir sollten nicht vergessen, dass es menschlich gesehen eine gute Sache ist, wenn wir uns schnell zwischen zwei Orten bewegen können und sich das immer mehr Menschen leisten können.
  • China: Die Stadt Shenzen hat alle ihre 16.000 Busse komplett elektrifiziert.
  • Flugzeuge kann man nicht sinnvoll mit Batterien betreiben. Hier helfen nur Biokraftstoffe oder synthetische Kraftstoffe.
  • Elektroautos haben bereits einen sehr geringen Ökozuschlag und sind marktreif.

Kühlen und Heizen

  • Die Klimaanlage ist in einem typischen Haus in Amerika der größte Stromfresser.
  • Kühlmittel sind vieltausendfach klimaschädlicher als CO2.
  • Heizung und Warmwasser machen weltweit etwa ein Drittel aller gebäudebezogenen Emissionen aus.
  • Wärmepumpen heizen viel effizienter als fossile Kraftstoffe und können mit sauberem Strom betrieben werden.
  • Lösung für null Kohlenstoff: Möglichst alles elektrifizieren und für den Rest saubere Kraftstoffe nutzen.

Anpassung an die Erderwärmung

  • Zitat von Bill Gates zu Geldgebern: „Verlagern Sie bitte nicht die Gelder von Impfstoffen auf Elektroautos. Afrika ist nur für rund 2 Prozent der Emissionen weltweit verantwortlich. Was Sie wirklich fördern sollten, ist die Anpassung. Wir helfen den Armen am besten bei der Anpassung an den Klimawandel, indem wir dafür sorgen, dass sie gesund sind, um ihn zu überleben, und trotz der Erderwärmung Erfolg haben können.“
  • Pflanzen- und Tiergenetik: Durch die Anpassung von Pflanzen und Tieren an die veränderten Umweltbedingungen kann ein Teil des Schadens für die Landwirtschaft abgefedert werden.
  • Mangroven sind wahre Allzweckbäume, die unsere Küsten schützen können und dabei fast nichts kosten.

Die Rolle der Politik

  • Investitionslücke: Die Politik kann und sollte die Investitionslücke in der Entwicklungs- und Anlaufphase klimafreundlicher Technologien schließen.
  • Faire Marktbedingungen: Wenn heimische Unternehmen Ökozuschläge bezahlen, um klimaneutral zu wirtschaften, sollten gegenüber ausländischen Unternehmen faire Marktbedingungen hergestellt werden.
  • Marktfremde Barrieren können durch die Politik eingerissen werden. Beispiel: Mieter können ihre Heizung nicht selbst tauschen und der Vermieter hat kein Interesse an einer klimafreundlicheren Technologie.
  • Hoch hängende Früchte: Wir müssen uns auch daran machen, die hoch hängenden Früchte zu ernten und Lösungen beispielsweise für Zement und Stahl entwickeln.

Plan zur Dekarbonisierung

  • 2030 vs. 2050: Ein Zwischenziel für 2030 genügt nicht. Das können wir vielleicht durch Energiesparen erreichen. Für eine netto Null in 2050 müssen wir aber die harten Probleme sofort anpacken, was sich jedoch erst später auszahlt.
  • Innovationen sind weiterhin wichtig für Bereiche wie CO2-neutraler Dünger oder Kernfusion.
  • Nachfrage erhöhen: Wenn die Innovationen bereits auf dem Markt sind, müssen Anreize für deren Kauf gesetzt werden.
  • Zusammenarbeit: Die Abwendung der Klimakatastrophe muss auf allen politischen Ebenen (Bund, Länder, Kommunen) und in der Industrie angepackt werden. Jeder hat einen Hebel.

Was man selbst tun kann

  • Als Bürger kann man sich durch Briefe, Gespräche oder Demonstrationen Gehör verschaffen.
  • Als Verbraucher kann man den Unternehmen klar klimaneutrale Präferenzen signalisieren.
  • Als Berufstätiger oder Arbeitgeber kann man im Unternehmen Prioritäten setzen oder die Beschaffung steuern.

Außerdem interessant:

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert