Wie du mit Ökostrom sinnvoll das Klima schützt

Stand: 16. November 2020

Photovoltaikmodule zur Stromerzeugung
(Bild: Fernando Tomás aus Zaragoza, Spanien / CC BY 2.0 / via Wikimedia Commons)
  • Den CO2-Fußabdruck deines Stromverbrauchs kannst du mit Ökostrom auf fast Null reduzieren.
  • Durch Herkunftsnachweise wird garantiert, dass der verkaufte grüne Strom auch erneuerbar produziert wurde.
InvestitionGewinnCO2-Einsparung
0 €10 bis 200 € pro Jahr2650 kg pro Jahr3

Mit Strom betreiben wir heutzutage fast alle Geräte in unseren Haushalten. Kein Wunder also, dass 0,7 Tonnen unseres persönlichen CO2-Fußabdrucks durch die Stromproduktion entstehen. Jeder von uns kann diese Zahl aber auf fast Null reduzieren, indem er Strom aus erneuerbaren Energien nutzt.

Auf dieser Seite zeige ich dir zunächst, was dieser Ökostrom eigentlich ist. Danach findest du Tipps, um durch den Tarifdschungel zu navigieren.

Was ist Ökostrom?

Unter Ökostrom versteht man gemeinhin Strom, der aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasserkraft, Windkraft oder Photovoltaik stammt. Die Verwendung des Begriffs „Ökostrom“ ist in Deutschland nicht gesetzlich festgelegt. Dennoch lässt sich indirekt aus dem Energiewirtschaftsgesetz ableiten, dass die Stromkennzeichnung eines Ökostromprodukts ausschließlich erneuerbare Energieträger ausweisen darf4.

Dein Energieversorger garantiert dir also bei einem Ökostromtarif, dass der Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt.

Hier sind zum Beispiel die Angaben zum Tarif „PrimaKlima“ von eprimo:

(Grafik: J. Thewes / Angaben: eprimo.de, Stand: Nov. 2019)

Wie du siehst, setzt sich der gelieferte Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien nach EEG und sonstigen erneuerbaren Energien zusammen. Deshalb sind damit auch keine CO2-Emissionen oder radioaktiven Abfälle verbunden.

Aber warum werden zwei verschiedene Arten erneuerbarer Energien angegeben?

Erneuerbare Energien nach EEG

Den Startschuss für den beispiellosen Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland gab im Jahr 2000 das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG. Trotz mehrfacher Novellen sind für den Strommarkt noch immer zwei Kernpunkte besonders wichtig5:

  1. Einspeisevorrang: Netzbetreiber sind dazu verpflichtet, erneuerbar erzeugten Strom vorrangig abzunehmen und in ihr Netz einzuspeisen.
  2. Förderung: Mit Einspeisevergütungen und Marktprämien wird Strom aus solchen Anlagen vergütet, deren wirtschaftlicher Betrieb ohne Förderung nicht möglich wäre. Die Kosten dieser Förderung trägt über die sogenannte EEG-Umlage jeder Endverbraucher.

Den Erfolg dieses Vorgehens kann man sehr gut an der Entwicklung der Bruttostromerzeugung in Deutschland ablesen:

(Grafik: J. Thewes / Daten: ag-energiebilanzen.de, erneuerbare-energien.de)

Der Anteil der durch das EEG geförderten Stromproduktion ist seit 2000 rasant angestiegen, während die sonstigen erneuerbaren Energien wenig ausgebaut wurden.

Da jeder Endverbraucher für EEG-geförderter Strom aber bereits viel Geld bezahlt, darf er nicht gesondert in Ökostromtarifen verkauft werden. Deshalb müssen Stromanbieter für jede als Ökostrom verkaufte kWh Herkunftsnachweise von ungeförderten Ökostrom-Produzenten einkaufen. Bei eprimo kommen diese beispielsweise von Wasserkraftanlagen:

(Bild: eprimo.de / Stromkennzeichnung)

Die von eprimo ausgewiesenen „erneuerbaren Energien gefördert nach EEG“ ergeben sich nur rein formal aus der Verrechnung der EEG-Umlage. Diesen Anteil kann jeder Energieversorger ausweisen, selbst wenn er ausschließlich Kohle- oder Atomstrom verkauft6.

Herkunftsnachweise für Ökostrom

Normalerweise nimmt Strom den Weg des geringsten Widerstandes und stammt deshalb immer aus dem nächstgelegenen Kraftwerk. Das kann die Solaranlage eines Nachbarn oder das Kohlekraftwerk vor den Toren der Stadt sein.

Ganz so einfach ist es in Europa dann aber doch nicht, denn prinzipiell kann Strom im europäischen Verbundnetz über große Distanzen und Ländergrenzen hinweg transportiert werden. Deshalb können Energieversorger Ökostrom auch aus anderen EU-Staaten beziehen und in Deutschland verkaufen.

Damit das funktioniert, gibt es in jedem Land ein Herkunftsnachweisregister für Ökostrom. Die Produzenten von Ökostrom können in diesem Register für jede produzierte MWh Strom (1 MWh = 1000 kWh) einen Herkunftsnachweis erhalten. Diese können sie nun an die Energieversorger verkaufen, die für jede verkaufte MWh Strom einen Nachweis entwerten müssen.

Wenn Du Ökostrom kaufst, ist damit garantiert, dass irgendwo in Europa die verbrauchte Menge auf erneuerbarem Weg produziert wurde. Wenn also immer mehr Haushalte in Europa Ökostrom beziehen würden, dann hätten die Energieversorger keine andere Wahl, als immer mehr Strom erneuerbar zu herzustellen.

Deshalb ist es gerechtfertigt, Ökostrom also CO2-neutral zu betrachten.

Kritik an Herkunftsnachweisen

Dennoch gibt es auch berechtigte Kritik am System der Herkunftsnachweise. Zwei der wichtigsten Punkte sind:

  • Überangebot: Es gibt aktuell mehr Herkunftsnachweise für Ökostrom, als nachgefragt werden. In diesem Fall werden die erneuerbaren Energien nicht weiter ausgebaut. Durch die steigende Nachfrage nach grünem Strom schließt sich diese Lücke aber glücklicherweise7.
  • Fehlende regionale Wirkung: Da Herkunftsnachweise europaweit gehandelt werden, stammt in Deutschland gekaufter Ökostrom zum größten Teil aus dem Ausland. Heimische Anlagen für erneuerbare Stromerzeugung werden dadurch kaum gefördert. Im Jahr 2017 stammten beispielsweise nur 14% der in Deutschland entwerteten Herkunftsnachweise aus Deutschland:
(Grafik: J. Thewes / Daten: Marktanalyse Ökostrom II)

Um dieser Kritik zu begegnen, fördern gewisse Ökostromtarife mittlerweile auch direkt den Ausbau erneuerbarer Energien.

Ökostrom mit Ausbauwirkung

Durch das System der Herkunftsnachweise erhältst du in Deutschland häufig grünen Strom aus Wasserkraftwerken, die bereits jahrzehntelang im Einsatz sind8. Das ist zwar nicht grundsätzlich schlecht, die Energiewende wird dadurch aber nur wenig durch den Bau neuer Anlagen vorangetrieben.

Herkunftsnachweise erzeugen bisher also alleine keine Ausbauwirkung.

Damit jeder von uns Tarife erkennen kann, die den Ausbau Erneuerbarer-Energien-Anlagen auch tatsächlich fördern, wurden verschiedene Gütesiegel ins Leben gerufen. Diese zertifizieren nur Ökostromprodukte, die gewisse Mindeststandards erfüllen. Bekannte Beispiele sind das Grüner-Strom-Label und das Ok-Power-Siegel, die beide durch gemeinnützige Vereine vergeben werden.

Das Ok-Power-Siegel

Die Anforderungen des Ok-Power-Siegels umfassen zusätzlich zur Bereitstellung von Herkunftsnachweisen vier Bausteine9:

  • Beteiligungsverhältnisse des Ökostromanbieters: Der Anbieter darf nicht an Atom-, Braunkohle- oder neuen Steinkohlekraftwerken beteiligt sein.
  • Verbraucherschutz: Der Tarif muss faire Bedingungen haben. Unter anderem sind Mindestabnahmemengen, Vorkasse und lange Laufzeiten verboten.
  • Ökologische Anforderungen an Stromproduktion: Die Erzeugung des verkauften Stroms muss bestimmte ökologische Kriterien erfüllen. Die Anforderungen sind teilweise sogar strenger als das EEG.
  • Beitrag zur Energiewende: Hier hat der Anbieter die Wahl zwischen
    1. Innovativen Projekten: Verpflichtende Investition in Maßnahmen zur qualitativen Verbesserung der Energiewende, zum Beispiel Energieeffizienz oder Speichertechnologien.
    2. Weiterbetrieb ehemaliger EEG-Anlagen: Erhalt und Betrieb von Anlagen, welche die staatliche Förderung verlassen haben. Die EEG-Förderung gilt nämlich für maximal 20 Jahre.
    3. Förderung neuer Anlagen: Anforderungen an die Altersstruktur von Erzeugungsanlagen und Aktivitäten zur Errichtung von neuen Anlagen.

Als höchste Auszeichnung vergibt der Verein EnergieVision e.V. das Siegel Ok-Power-Plus. Das bekommt ein Anbieter, wenn er seine gesamte verkaufte Strommenge nach den Kriterien von Ok-Power zertifizieren lässt.

Das Grüner-Strom-Label

Die vom Verein Grüner Strom Label e.V. vergebene Zertifizierung soll ebenfalls die Energiewende durch verpflichtende Fördermaßnahmen voranbringen. Ökostromprodukte werden alle zwei Jahre anhand des Grüner Strom-Kriterienkatalogs zertifiziert. Die wichtigsten Kriterien ähneln den Kriterien des Ok-Power Siegels10:

  • Erneuerbare Stromerzeugung: Der verkaufte Strom muss zu 100% aus erneuerbaren Energien stammen.
  • Förderwirkung: Investition eines festgelegten Förderbetrags von bis zu 0,5 ct/kWh für den Bau und die Unterhaltung von regenerativen Stromanlagen oder Kraft-Wärme-Kopplungen. Alternativ können auch Maßnahmen zur Förderung der Energiewende unterstützt werden.
  • Beteiligungen des Anbieters: Es darf keine Beteiligung an Atomkraftwerken oder neuen Kohlekraftwerken bestehen.

Was kostet Ökostrom?

Theoretisch sollte Normalstrom die günstigste Stromart sein, da ein Anbieter kein Geld für Herkunftsnachweise oder spezielle Förderungen ausgeben muss. Ökostrom mit Ausbauwirkung hingegen ist am teuersten. Mit Hilfe eines Vergleichsportals lässt sich die Theorie überprüfen. Die folgende Tabelle zeigt die günstigsten Tarife für jede der drei Stromarten in Mannheim11:

StromartGünstigster JahrespreisTarifAnbieter
Normalstrom514 €Spar Smart Sofort 12Rheinische Elektrizitäts- und Gasversorgungsgesellschaft mbH
Ökostrom499 €citistrom12Thüga Energie GmbH
Ok-Power zertifiziert520 €ENTEGA ÖkostromENTEGA Plus GmbH

Zum Testzeitpunkt war Normalstrom sogar teurer als einfacher Ökostrom. Das weist auf eine Marketingaktion und ein Überangebot von Herkunftsnachweisen aus erneuerbaren Energien hin, die aktuell sehr billig sind. Grüner Strom mit Ausbauwirkung kostete nur 4% (20€) mehr als grüner Strom ohne Ausbauwirkung.

Es kostet dich also nichts zusätzlich, Ökostrom statt Normalstrom zu beziehen.

Die besten Ökostromtarife

Die Angebote der Stromanbieter ändern sich täglich. Außerdem hängen die Preise vom Wohnort, dem jährlichen Stromverbrauch und den eigenen Vorlieben ab. Deshalb gibt es keinen Tarif, der für alle gleichermaßen der Beste wäre. Stattdessen findest du hier eine Reihe von Vergleichsportalen, die den für dich besten Tarif aufspüren können.

EcoTopTen

EcoTopTen führt eine Liste von Stromtarifen, welche die EcoTopTen-Kriterien für Ökostrom erfüllen12:

  • Hohe Qualität
  • Angemessener und bezahlbarer Preis
  • Ökologisch
  • Sozialverträglich
  • Unterstützung eines umweltfreundlichen und Kosten sparenden Gebrauchs

Die Liste ist übersichtlich gehalten und die Angebote lassen sich nach 12 Merkmalen sortieren. Leider werden die Daten aber nur alle paar Monate aktualisiert. Fast alle Tarife tragen entweder das Grüner Strom Label oder das OK-Power Siegel.

Verivox & Check24

Die beiden Vergleichsportale Verivox und Check24 bieten dir grundsätzlich die gleichen Funktionen. Sie vergleichen für dich hunderte von Stromanbietern anhand deiner eingegebenen Kriterien. Beide Portale bieten dir auch einen Filter für Normalstrom und Ökostrom mit und ohne Ausbauwirkung:

(Quelle: check24.de)
(Quelle: verivox.de)

Wechselassistenten

Wenn du heute den günstigsten Tarif abschließt, musst du oft im zweiten Vertragsjahr deutlich mehr für deinen Strom bezahlen. Insbesondere wenn du einen Tarif mit hohen Bonuszahlungen abgeschlossen hast. Bei solchen Tarifen solltest du unbedingt darauf achten, ob die Boni wie versprochen ausgezahlt wurden.

Außerdem solltest du jedes Jahr den Stromanbieter wechseln, um immer den günstigsten Tarif zu nutzen. Um dir die Arbeit und den Stress mit dem jährlichen Wechsel zu ersparen, kannst du auch einen Wechselassistenten damit beauftragen.

Der prüft jährlich deinen Stromvertrag und wechselt zu einem Anbieter, der besser zu deinen Kriterien passt. Einen kostenlosen Wechselservice bietet dir zum Beispiel SwitchUp.

Jetzt bist du am Zug

Ökostrom zu beziehen ist die wirkungsvollste Maßnahme, um den CO2-Fußabdruck deines Stromverbrauchs zu senken. Und zwar auf nahezu Null.

Gleichzeitig ist der Stromtarifwechsel denkbar einfach: In nur fünf Minuten hast du auf Vergleichsportalen einen neuen Tarif ausgesucht, deine Daten eingegeben und den Wechsel beauftragt. In vielen Fällen sparst du damit sogar noch Geld. Willst du dich nicht selbst mit dem Wechsel beschäftigen, helfen dir Wechselassistenten.

Möchtest du noch mehr für die Umwelt tun, dann wechsle zu einem Tarif mit Prüfsiegeln wie OK-Power oder Grüner Strom. Diese investieren einen Teil ihrer Einnahmen, um die Energiewende voranzubringen.

Es wird oft kritisiert, dass die Herkunftsnachweise für Ökostrom von alten Anlagen stammen. Diese würden ohnehin betrieben werden und dem Klima deshalb nichts zusätzlich bringen. Das ist teilweise richtig. Wenn aber immer mehr Menschen Ökostrom beziehen, müssen irgendwann neue Anlagen gebaut werden.

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